Wasserversorgung = Luxus?
Menschen in entwickelten Staaten gehen zum Wasserhahn und drehen täglich die Dusche auf, das erscheint von frühester Kindheit an selbstverständlich. Global gesehen ist dies jedoch Luxus, denn 800 Millionen Bewohner des Planeten erhalten nirgendwo sauberes Wasser, sie kochen es ab und/oder bereiten es biochemisch auf. Zweieinhalb Milliarden Personen kennen keine sanitären Anlagen nach unserem Verständnis, also mit wasserbetriebener Spülung. Das Problem drängt schon ewig, seit 1993 machen die UN am 22. März mit dem Weltwassertag auf die Missstände aufmerksam. In das Bewußtsein der Bevölkerung kommt das jedoch nur schleppend.
Das Jahr 2013 wurde von den Vereinten Nationen als „Jahr der Wasserkooperation“ deklariert, Länder sollen sich beispielsweise über die Ressourcen der grenzüberschreitenden Süßwasserströme verständigen. Es gilt inzwischen als gesichert, dass die Wasserproblematik nur über wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu bewältigen ist.
Wasserverluste durch Lecks, Risse und undichte Wasserleitungen lassen einen Teil des Wassers ungenutzt im Boden versickern. Diesen massiven Verlust von Wasser durch technische Mängel gilt es soweit als möglich zu reduzieren.
Um diese Verluste von Wasser so gering wie möglich zu halten ist es notwendig, durch die permanente Kontrolle von Rohren und Leitungen von innen die möglicherweise entstandenen Schäden an diesen schnellstmöglich aufzuspüren und auszubessern. Je schneller ein solches Leck gefunden wird, desto weniger Wasser kann durch dieses entweichen.
Dieses Unterfangen gestaltet sich jedoch recht schwierig, da das komplette Wassersystem in vielen Ländern der Welt sehr alt und in die Jahre gekommen ist. Eine Möglichkeit ist die sukzessive Modernisierung das Wassersystems um die Verluste durch undichte und marode Leitungen zu minimieren. Je länger diese Länder mit der Erneueerung des Wassersystems und der Wasserinfrastruktur warten, desto teurer wird das Unterfange. Eine moderne und leistungsstarke Wasserinfrastruktur stellt für viele industriezweige und für die Versorgung der Bevölkerung ein wesentlicher Teil der Grundversorgung dar. Nicht nur in armen Ländern der Welt ist das Wassersystem und die Infrastruktur marode, auch in Hochtechnologieländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika besteht hier in der Erneuerung der Infrastruktur ein enormes Nachholpotential, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Vor allem bei schwachen Wachstumsraten der Wirtschaft stellt eine Investition des Staates in moderne Infrastruktur ein probates Mittel zur Ankurbelung der Wirtschaft und schaffung neuer Arbeitsplätzen dar. Leider ist vor allem bei „Dritte-Welt-Länder“ der Staatshaushalt für Militär um ein vielfaches höher als der Haushalt für Infrastrukturmaßnahmen.
Eine Softwarelösung zur optimalen Betriebsführung von Wasserversorgungsanlagen haben Frauenhofer-Forscher in Zusammenarbeit mit verschiedenen Trinkwasserversorgern mit der Managementlösung „HydroDyn“ entwickelt. Mit der Software ist es u.a. möglich im Leitungssystem undichte Stellen zu lokalisieren, den Ausbau von Netzen zu planen und die optimale Betriebsführung zu ermitteln. Die bestehenden Wasserversorgungssysteme möglichst effizient zu nutzen und weiter effizient auszubauen ist das Ziel dieser innovativen Softwarelösung.